Unternehmenskrisen

Leistungs­wirtschaft­liche Restruk­turierung durch Sanierungs­beratung

In Deutschland geht die Anzahl der Insolvenzen weiter zurück. Die Nullzinspolitik der EZB führt zu geringeren finanziellen Belastungen für Kreditnehmer und günstigeren Finanzierungen bei der Umschuldung. Diese Finanzierungsersparnis haben viele deutsche Unternehmen in den vergangenen Jahren genutzt, um Schulden abzubauen.

Trotz der historisch niedrigen Kreditzinsen und einer allgemein guten Wirtschaftslage konnten Unternehmen ihre Kapitaldienstverpflichtungen nicht aus dem operativen Cash-Flow finanzieren. Sich verschlechternde Finanzierungsbedingungen, aufgrund steigender Zinsen, werden die Ergebnis- und Liquiditätssituation verschlechtern. Weitere Krisenursachen ergeben sich aus den erheblichen Anforderungen der Digitalisierung an das Geschäftsmodell und Herausforderungen der Internationalisierung auch im mittelständischen Branchenumfeld.

Krisenszenario bei Unternehmen

Der IDW S6 beschreibt die „Anforderungen an die Erstellung von Sanierungskonzepten“ und ist für  Wirtschaftsprüfer verbindlich. Als Standard wird er auch von Beratungsunternehmen und Spezialkreditabteilungen der Kreditinstitute berücksichtigt. Er definiert einen mehrstufigen Ansatz zur Prüfung der Sanierungsfähigkeit.

Unternehmenskrisen sind in der Regel ein schleichender Prozess. Die Ursachen werden dabei häufig nicht oder nicht rechtzeitig erkannt. Dadurch entwickelt sich die Krise mit ihren Ursachen und Symptomen oftmals über Jahre hinweg, durchläuft dabei verschiedene Krisenstadien und birgt zunehmend die Gefahr einer Insolvenz.

Der Verlauf einer Krise beginnt häufig mit Konflikten und Spannungen zwischen dem Unternehmen und seinen Stakeholdern. Eine fehlende Unternehmensausrichtung führt zu einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, in deren Folge die Wettbewerbsfähigkeit, Renditefähigkeit und letztendlich die Kapitaldienstfähigkeit sinken.

Die nicht vorhandene strategische Ausrichtung lässt die Marktposition erodieren. Das Unternehmen konzentriert sich oftmals nicht ausreichend auf Produkte und Kunden, bei denen ausreichend Deckungsbeitrag erzielt werden kann. Mittelfristig gehen hierbei Kunden verloren und die Deckungsbeitragsfähigkeit der Produkte sinkt. Daraus ergibt sich eine leistungswirtschaftliche Krise in der die Renditefähigkeit sinkt. Eine einsetzende Verlustsituation führt zur Auszehrung des Eigenkapitals und einer angespannten Liquiditätssituation.

Damit verschlechtert sich die Kapitaldienstfähigkeit und der Insolvenztatbestand einer  drohenden oder gegebenen Zahlungsunfähigkeit kann eintreten, wenn die verfügbaren, liquiden Mittel in den nächsten drei Wochen nicht durchgängig ausreichen, um mindestens 90% der fälligen Verbindlichkeiten zu begleichen.

Handlungsoptionen und gängige Standards

Seitens der Banken wird die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation von Banken anhand der Kontenentwicklung und Bedienung von Darlehensverpflichtungen wahrgenommen, sodass diese dann die Erstellung eines Sanierungskonzeptes vom Unternehmen fordern. Zu diesem Zeitpunkt werden Sanierungsberater, wie Angermann Consult, eingeschaltet. Die Beauftragung erfolgt durch das betroffene Unternehmen.

In einem ersten Schritt, muss die Zahlungsfähigkeit für den Erstellungszeitraum des Sanierungskonzeptes geprüft werden. Formal kann diese in einer Fortbestehensprognose dargestellt werden, die auch im IDW S11 dokumentiert ist. In der Praxis wird dabei ein Zeitraum von 13 Wochen gewählt. Bei gegebener oder widerhergestellter Zahlungsfähigkeit, kann ein Sanierungskonzept erstellt werden.

Für die Praxis haben sich Standards herausgebildet, die in der Diskussion zwischen sanierungserfahrenen Parteien, wie Banken, Sanierungsberatern, Wirtschaftsprüfern und Juristen erarbeitet und weiterentwickelt wurden. Zum einen sind dies die rechtlich zwingenden Mindestanforderungen der höchstrichterlichen Rechtsprechung an Sanierungskonzepte sowie zum anderen der IDW S6 (siehe Kasten).

Rechtlich zwingenden Mindestanforderungen der höchstrichterlichen Rechtsprechung

  • Das Sanierungsgutachten geht von den erkannten und erkennbaren tatsächlichen Gegebenheiten des Unternehmens aus und ist durchführbar.
  • Es lagen die erforderlichen Buchhaltungsunterlagen des Unternehmens vor.
  • Das Sanierungsgutachten enthält eine Analyse der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens im Rahmen seiner Wirtschaftsbranche und es erfasst die Krisenursachen.
  • Es erfolgt eine zutreffende Beurteilung der Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage des Unternehmens.
  • Das Unternehmen ist objektiv sanierungsfähig und die für seine Sanierung konkret in Angriff genommenen Maßnahmen sind insgesamt objektiv geeignet, das Unternehmen in überschaubarer Zeit durchgreifend zu sanieren. 
  • Die geplanten Sanierungsmaßnahmen wurden objektiv sachgerecht eingeleitet.
  • Das Sanierungsgutachten enthält ein Fazit mit eindeutiger Aussage zur Sanierungsfähigkeit des Unternehmens.

 

Thorsten Holland Geschäftsführender Partner
Angermann Consult GmbH
+49 (0)40 - 3 49 14-180

Liegen im Betrachtungszeitraum -laufendes und folgendes Geschäftsjahr- keine Insolvenztatbestände vor und zeigt eine integrierte Unternehmensplanung unter Berücksichtigung von Sanierungsmaßnahmen die Erwirtschaftung positiver Ergebnisse auf, kann eine positive Fortführungsprognose formuliert werden. Einigen sich dann Geschäftsführung, Gesellschafter sowie Stakeholder auf die Restrukturierungsmaßnahmen, wird der Sanierungsprozess initiiert. Dieser wird durch ein Sanierungsmonitoring mit Monatsreporting und Maßnahmencontrolling transparent gehalten.

Die Sanierungsberatung unterstützt bei der leistungswirtschaftlichen Restrukturierung sowie Weiterentwicklung von Planungs- und Controllinginstrumenten und IT-basierten Prozessen. Aktuell spielt die Berücksichtigung von Digitalisierungsanforderungen eine bedeutende Rolle. Zur Verstärkung der Führung während der Restrukturierungsphase wird in einigen Projekten der Einsatz eines CRO notwendig. Kann das Eigenkapital nicht wieder hergestellt werden, so kann in einem Distressed M&A-Prozess ein neuer Anteilseigner gewonnen werden. Diese Maßnahmen sind dann Bestandteil des Sanierungskonzeptes.